Episode #2: Grüner wird‘s nicht?! Warum die Logistik per se nachhaltig denkt, aber noch viel mehr machen kann.
Shownotes
In dieser Folge FAST & FORWARD, dem Logistikpodcast von FIEGE, dreht sich alles um das Thema Nachhaltigkeit. Fátima Batres Bittel verantwortet bei FIEGE den Bereich Corporate Sustainability und hat es sich zur Aufgabe gemacht die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte zusammenzuführen. Eine der Kernaufgaben ist dabei die aktive Kommunikation über die Bedeutung und Möglichkeiten nachhaltiger Vorgehensweisen. Die Moderatoren Jens und Julian haben dabei festgestellt, dass Nachhaltigkeit bereits in vielen Projekten in der Vergangenheit thematisiert wurde, durch die neue zentrale Anlaufstelle erfolgt nun aber eine Bündelung dieser Aktivitäten.
"Das Thema Nachhaltigkeit ist ein weites Spektrum, für das wir uns gemeinsam mit unseren Mitarbeitern, Partnern und Kunden einsetzen - für die Umwelt und die Gesellschaft“ - Fátima Batres Bittel in FAST & FORWARD, dem Logistik-Podcast von FIEGE
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Episode #2 mit Fátima Batres Bittel
Julian: Herzlich willkommen zu Fast & Forward, dem Logistics Podcast von FIEGE. Heute mit Julian und Jens und mit unserem Gast Fátima Batres Bittel. Fátima, wir freuen uns total, dass du bei uns bist. Du bist Managerin Corporate Sustainability. Vielleicht erklärst du uns am Anfang einmal - Wer bist du genau? Was hast du bisher gemacht und was machst du jetzt? - und stellst dich unseren Zuhörern einmal ein bisschen vor.
Fátima: Sehr gerne. Mein Name ist Fátima Batres Bittel. Ich bin 29 Jahre alt, komme aus El Salvador, dem kleinsten Land in Mittelamerika. Ich spreche spanisch als Muttersprache, aber seitdem ich in Deutschland wohne, schon 10 Jahre, habe ich dann doch Deutsch zu meiner zweiten Muttersprache gemacht. Zu meiner zweiten Heimat auch. Ich bin seit 4 Jahren bei FIEGE und habe im Business Development im Bereich E-Commerce angefangen, wo wir die Backend Lösungen für unsere Kunden angeboten haben. Ich bin dann Mutter geworden und in Elternzeit gegangen und bin ein Jahr weggewesen. Als ich zurückkam, habe ich mir überlegt, dass ich etwas Neues machen will und nach ein paar Gesprächen mit Martin, unserem Vorstand, hatte ich die Möglichkeit den Corporate Sustainability Bereich aufzubauen, was mich total fasziniert hat und was ich jetzt mache.
Jens: Was sind da so deine Aufgaben? Was ist das für eine Rolle? Wie muss man sich das vorstellen, das ganze Thema?
Fátima: Auf der einen Seite geht es natürlich um Projekte, also Projektmanagement. Aber jetzt haben wir uns mit dem strategischen Prozess beschäftigt, da wir gemerkt haben, dass auch wenn an dem Thema Nachhaltigkeit seit Jahren in unterschiedlichen Stellen gearbeitet wird, hatten wir keinen konkreten oder zentralen Plan. Und das ist das, woran wir jetzt arbeiten und die Ziele dediziert und konkret entwickeln und formulieren damit die verschiedenen Aktivitäten, die schon dezentral stattfinden, in die gleichen Richtung laufen.
Julian: Was sind das für Projekte, an denen FIEGE gerade arbeitet, wo du dich vielleicht jetzt auch schon einbringen konntest, in der Zeit seitdem du für das Thema so ein bisschen zuständig bist?
Fátima: Ja, ganz viele. Vielleicht noch ein Schritt zurück. Tatsächlich haben wir gemerkt, dass es ganz viele Themen sind, woran FIEGE arbeitet. Und dann haben wir versucht, die erst einmal zu strukturieren, um zu wissen, sind es wirklich viele oder gibt es noch bestimmte Stellen woran wir arbeiten müssen?
Jens: Es ist ja auch ganz interessant, wenn du sozusagen daraus die Erfahrung gezogen hast, dass man nicht unbedingt das Rad neu erfinden musste, sondern es gab schon sehr, sehr viele Initiativen und verschiedene Richtungen und sehr, sehr viel auch was in Richtung Nachhaltigkeit gedacht wurde. Aber halt irgendwo vielleicht auch manchmal ein bisschen aneinander vorbei.
Fátima: Genau.
Jens: Weil man noch nicht wirklich wusste, wer macht eigentlich irgendwas. Und ist das auch so ein bisschen deine Aufgabe? Ich meine, du bist jetzt ja auch Mutter du kennst dich bestimmt damit aus einzufangen und zusammenzuführen. Ist das so ein bisschen auch deine Aufgabe?
Fátima: Ja, genau das ist halt die Idee, das genau federführend in viele Projekte einzubringen und Mitarbeiter miteinander zu verknüpfen und Best Practices zu erzielen und zu sagen: "Hier guck mal, der Standard wird so gemacht.", das ist dann vielleicht auch interessant für die Anderen. Was wir halt auch gelernt haben ist, dass Nachhaltigkeit ganz am Anfang nur mit dem ökologischen Teil in Verbindung gesetzt wird. Und bei FIEGE geht es über die soziale Nachhaltigkeit auch hinaus. Wir versuchen dann diese drei Ebenen der Nachhaltigkeit (ökologische, soziale und ökonomische) in Einklang zu bringen. Somit habe ich bei meinen Projekten zum einen diesen stark ökologisch vertretenden Bereich, wo wir schauen wo können wir in unseren Standorten auf Plastik verzichten oder was können wir in unseren Prozessen oder in unseren Immobilien irgendwie anders machen. Da gibt's dann aber natürlich einen bestimmten Dienstleister, der sich damit beschäftigt und uns ein bisschen Input dazu gibt oder uns vielleicht auch einfach auf neue Ideen bringt. Und dann gibt's halt genau diesen starken sozialen Bereich, wo wir versuchen Projekte mit unseren Mitarbeitern zusammen zu machen und auch andere Organisationen zu unterstützen. Und die beiden Säulen Ökologie und diese soziale Dimension werden dann ökonomisch zusammengebracht, sodass wir natürlich dann schauen, dass sich diese Projekte wirtschaftlich auch irgendwie lohnen.
Julian: Das heißt aber auch du hast sowohl Anknüpfungspunkte zu anderen Zentralfunktionen wie z.B. jetzt natürlich HR ganz stark, wahrscheinlich aber auch zu BUs bis hin auch zu Standorten.
Fátima: Genau.
Jens: Und Kunden.
Fátima: Genau und Kunden.
Julian: Genau das wäre die nächste Frage. Auch außerhalb von FIEGE wahrscheinlich?
Fátima: Tatsächlich ist es so, also wir sind ein Dienstleister und wir arbeiten für unseren Kunden. Viele Kunden kommen auch mit Fragen und mit Ideen - Was kann man denn so machen? Was macht FIEGE denn bisher? - Und das ist auch irgendwie gut bzw. haben wir jetzt auch gemerkt, dass es notwendig war, weil mehrere Anfragen kamen, wie "Was macht FIEGE?" und jetzt können wir gut antworten und in die Zentrale schauen, was wir alles machen. Und ja, ich habe mit Niederlassungsleiter zu tun. Ich habe mit Business Development zu tun. Wenn wir Konzepte für unsere Kunden entwickeln sollen, die in den Grünen Logistikbereich gehen sollen, aber auch in den Standorten, wenn es darum geht, wie man die Flächen besser nutzen kann. Sei es mit Bienenvölkern oder Renaturierungsprojekten irgendwie so in die Richtung. Aber auch was können wir für unsere Mitarbeiter mehr machen. Was können wir an Vorteilen anbieten, aber auch eine sichere Umgebung schaffen, wo sie gerne zur Arbeit kommen.
Jens: Wie ist denn das? Du hast gerade schon angesprochen, wir sind da bzw. du hast viel mit Standorten zu tun, also auch mit Kunden zu tun. Das hört sich ja nach einer sehr großen Bandbreite an. Ist das dann ein Thema, wo du auch merkst, sag ich mal, außerhalb von FIEGE über Veranstaltungen oder sonst was, dass das etwas ist, wo ein sehr starkes Interesse daran besteht, sich dort weiterzubilden, sich zu informieren, sich auszutauschen und gemeinsam Wertschöpfung zu erreichen. Oder wie nimmst du das generell wahr?
Fátima: Ja das Interesse ist da von verschiedenen Seiten und ich finde das total spannend, das bei FIEGE zu machen, da wir ja so viele Aktivitäten bündeln und ein wesentlicher Teil der Wertschöpfungskette sind. Das heißt, wir haben einen großen Einfluss. Und so haben wir ja ganz viele Möglichkeiten uns einzusetzen, aber auch ganz viele Stakeholder, die halt auch irgendwie dann fragen: "Stimmt denn das, was ihr macht? Oder ist es denn nur auf dem Papier geschrieben?" Aber nee, es ist auf jeden Fall von allen Seiten Interesse da. Und ich glaube auch durch die Medien und irgendwie dadurch, dass wir auch merken, dass sich alles ändert, wie z.B. das Wetter, dass es auch zunimmt.
Jens: Und ich finde auch interessant, was du gesagt hast, man sollte ja auch nicht außer Acht lassen, dass Ökologie und Ökonomie sich ja nicht ausschließen. Das sind ja zwei Sachen, die sehr, sehr gut zusammenpassen und die sich auch sehr, sehr gut ergänzen können, woraus auch das eine aus dem anderen entspringen kann. Also ein sehr, sehr wichtiger Faktor, dass wir dann auch bzw., du, dann auch immer mit einer sehr professionellen Brille da dann auch drauf schaust.
Fátima: Ja und das macht auch das Ganze dann bei FIEGE noch besser, noch interessanter. Das hast du gerade gesagt, dass Ökologie und Ökonomie sich nicht ausschließen war tatsächlich ein großes Thema, was die vierte Generation schon angefangen hat. Der damalige Vorstand Dr. Hugo Fiege und Heinz Fiege haben sogar das Wort Ökologistik schützen lassen. Und genau mit dieser Begründung, dass wir halt Ökonomie und Ökologie in der Logistik ganz gut verbinden können und sie sich nicht ausschließen lassen.
Julian: Also sprich das war bei FIEGE schon lange ein Thema, wenn du jetzt schon sagst: "Vor 25 Jahren hat man sich damit schon beschäftigt." Jetzt bist du unter anderem dafür da, dass ein bisschen strategischer auch anzugehen. Wie entwickelt man denn als Unternehmen so eine Nachhaltigkeitsstrategie? Wie geht man davor? Gibt es da gewisse Standards, an denen man sich orientieren kann? Oder wie sieht so ein Prozess da gerade aus? Vielleicht kannst du es dann Einblick geben.
Fátima: Ich glaube, in einem ganz normalen Unternehmen wäre es tatsächlich ein Prozess gewesen, dass man anschaut - Wo steht das Unternehmen im Vergleich zum Wettbewerber? Was erwarten die Kunden? - Um dann zu gucken, wie passt das in die gesamte Strategie, um daraus dann die Nachhaltigkeitsstrategie zu machen. Es gibt halt auch von der UN die Sustainable Development Goals. Diese SDG sind 17 Themen, die vorgegeben werden. Sie sollen ein bisschen die Richtung vorgeben, damit Unternehmen oder Organisationen sich daran halten können und sagen können "Okay, wir werden uns nur diese fünf oder zehn anschauen und da unterstützen.". Dann gibt es im Bereich der CO2-Bilanz, was natürlich auch ein großes Thema ist, auch bestimmte Standards, die man verfolgen kann, wenn man den CO2 richtig veröffentlichen möchte. Und das wäre also tatsächlich der normale Weg egal bei welchem Unternehmen. Aber das Besondere bei FIEGE ist, und das macht es echt total spannend, dass das nicht irgendwie von heute auf morgen Thema wurde, das man strategisch den Weg gehen will, sondern es war schon in der dritten Generation Thema und nicht nur die letzten 30 Jahre. Die dritte Generation, also Josef Fiege hat schon mit der sozialen Nachhaltigkeit total viel gemacht. Und in der vierten Generation kam dann die ökologische Komponente hinzu, sodass es jetzt in der fünften Generation eigentlich von sich aus logisch ist. Ein Unternehmen, das so gewachsen ist, da passte es einfach, dass diese drei Dimensionen sich wirklich zusammenfügen und deswegen war es nur eine Konsequenz oder eine Folge aus verschiedenen Schritten, die seit Jahren gesammelt wurden. Und jetzt, genau jetzt bin ich da und kann sozusagen davon profitieren. Ich bin natürlich mit Begeisterung und Motivation dabei diese drei Dinge zusammenzuführen.
Jens: Du hast einen sehr guten Überblick gegeben über das Gesamtbild, dass das Gesamtbild also sehr langfristig gewachsen ist. Vielleicht können wir von ganz oben nach ganz unten gehen. Hast du vielleicht auch ein paar konkrete Beispiele, woran du gerade arbeitest? Was so Themen sind? Du hast z.B. Plastikvermeidung an einem speziellen Standort angesprochen, du hast CO2 Bilanzierung, nach Möglichkeit auch Vermeidung, im anderen Bereich angesprochen. Was sind denn so Beispiele, an denen du arbeitest?
Fátima: Ja, ich glaube das Größte, woran wir arbeiten sind tatsächlich diese CO2-Emissionen, denn es wird auch da immer unter Kategorien unterteilt. Also in der Nachhaltigkeitswelt sind das dann diese 3 Scopes: 1, 2 und 3. Wo tatsächlich dann geschaut wird, was habe ich wo an CO2 oder an anderen Treibhausgasen erzeugt und wie kann ich diese reduzieren. Die Reduzierung wäre natürlich dann das Beste und wenn nicht reduzieren, dann kompensieren. Aber um genau zu sehen, ob wir reduzieren oder kompensieren können oder müssen, müssen wir die Werte erstmal richtig tracken. Das ist dann ein großes Projekt, weil wir als Kontraktlogistiker auch an ganz vielen Stellen der Lieferkette arbeiten, sowohl in der Beschaffung, also wie die Produkte von den Produktionsstandorten nach Europa gebracht werden, dann wie die Ware gelagert wird und dann aber auch, wenn sie an den Kunden oder in die Filialen gebracht werden. Das sind so die verschiedenen Phasen, wo wir auch mit Partnern zusammenarbeiten. Wir haben uns auf die Kontraktlogistik konzentriert und auch ganz viel auf die Transportdienstleistungen und den Einkauf und das dann tatsächlich zu messen. Auch von einem großen Unternehmen kennen wir ja schon, dass die halt bestimmte Systeme haben, womit sie das tracken können. Aber wenn wir tatsächlich auf den Spediteur schauen, einem kleinen Spediteur, mit dem wir gerne zusammenarbeiten, um auch langfristig unsere Wirtschaft zu unterstützen, ist das natürlich schwierig dann auf die Details zu gehen und diese CO2-Emission dann so zu tracken. Das alles zu verknüpfen ist etwas, woran wir arbeiten, denn alles wird uns helfen, um uns einen besseren Überblick zu verschaffen. Aber auch, weil wir das natürlich als Dienstleister für unseren Kunden auch aufbereiten möchten. Denn unsere Kunden sind auch gerade dabei, ihre ganzen CO2 Bilanzen zu erstellen und bei denen wird das auch ein Thema für die ganze Supply Chain sein und sie werden dann auch von uns diese Daten anfragen.
Jens: Und das ist ja ein super Beispiel. Wir hatten uns vorhin schon mal darüber unterhalten, ganz im Geheimen, in Vorbereitung zu dieser Folge. Ist das eigentlich etwas generelles Nachhaltigkeit, etwas, was man als Insellösung betreiben kann für ein Unternehmen? Oder ist es nicht schon vom Kerngedanken her etwas, was man immer nach vorne, nach hinten, nach oben, nach unten denken muss? Und du hast ja gerade genau so ein Beispiel genannt. Es funktioniert für uns nur, wir können nur tracken, was wir eigentlich bearbeiten, was wir erzeugen, was wir vielleicht auch kompensieren und vermeiden wollen, möchten, können. Wenn wir nach vorne, nach hinten schauen, zu unseren Partnern, zu unseren Kunden, zu unseren Unterstützern. Und das ist dann ja ein super, super interessanter Punkt, weil dieses klassische sag ich mal "Inseldenken" - wir sind ein Unternehmen. Wir denken für uns. Wir machen für uns eine Strategie. - funktioniert dann ja überhaupt nicht mit dem Thema, was du eigentlich den ganzen Tag auf dem Tisch hast.
Fátima: Genau. Also das ist super zusammengefasst. Ich muss tatsächlich an ein breites Spektrum denken und dann natürlich nicht nur an uns denken, sondern an unsere Kunden und an unsere Partner und damit dann an die ganze Gesellschaft, an unsere Mitarbeiter.
Jens: Das hört sich für mich nach einer sehr, sehr umfangreichen Aufgabe an. Ist denn generell das Interesse da? Also wenn wir, wenn du auf jemanden zugehst und sagst: "Pass auf, habt ihr nicht Lust... Zusammen mit uns zu überlegen, wie wir uns nachhaltig aufstellen können. Es gibt die und die Initiativen, die und die Ideen. Das könnte für uns sinnvoll sein. Das kann für euch sinnvoll sein." Reden die Leute dann auch?
Fátima: Also, zwei Sachen hast du da gerade gut erwähnt. Dass es eine ganz umfassende Aufgabe ist und ja, ich habe mit ganz vielen Mitarbeitern zu tun. Ich bin die erste Ansprechpartnerin für alle im Unternehmen. Die ganzen Projekte kann ich natürlich nicht alleine machen und das muss dann von meinen ganzen Kollegen mit unterstützt werden und so haben wir dann bestimmte Stellen, wo wir uns dann austauschen. Wir haben einen Work Stream "Nachhaltigkeit", wo Mitarbeiter aus unterschiedlichen Ebenen und aus unterschiedlichen Abteilungen und Business Units zusammenarbeiten und sich dann treffen und diese Ideen sammeln und dann auch Maßnahmen entwickeln. Da sind dann wirklich Vertreter von Controlling, von Quality Management, von der Personalabteilung, aber auch der operativen Einheiten, Niederlassungsleiter, Business Developer - also wirklich alle quer durch die Organisation beteiligt. Und die sind dann tatsächlich da. Du merkst dann auch, dass sie diesen Willen und diese Motivation haben und dass sie daran glauben, dass es wichtig ist daran zu arbeiten, um sich zu verbessern. Aber wir haben ja auch Dedizierte. Wir haben ein Team für das Energiemanagement, die beschäftigen sich nicht nur mit dem Real Estate. Also wenn wir etwas Neues bauen, das die Lager, egal ob es für uns oder für unseren Kunden ist, von Anfang an nachhaltig gebaut werden. Aber auch, dass wir einfach dieses Energiemonitoring haben, dass wir gucken, wie wir unsere Strom- und Gasmenge einsparen können. Und deswegen wird das auch vom ganzen Unternehmen unterstützt. Und wenn ich dann anrufe, dann sind alle ganz offen was das Thema angeht und das ist wirklich ganz, ganz toll. Aber auch andersrum. Eigentlich ist es so, dass ich auf die anderen zugehe und sage: "Hey, lasst uns überlegen, was können wir hier noch verändern?". Aber es ist total interessant zu sehen und das ist etwas, was mich jetzt in meiner neuen Rolle total gut gefallen oder begeistert hat, dass ich so viele neue Mitarbeiter kennengelernt habe, die sich auch außerhalb von FIEGE engagieren. Sie rufen mich an und sagen: "Hey, ich habe das hier angefangen und wäre das nicht vielleicht etwas, was wir auch anwenden können?" oder "Wir haben in unserem Standort das initiiert" und dann denke ich: "Super, eventuell ist das echt ein Problem, was vielleicht auch schon andere genannt haben." Und dann verknüpfe ich beides. Da habe ich tatsächlich gemerkt, dass die FIEGE Mitarbeiter ganz, ganz cool sind.
Julian: Ich glaube, was Jens schon sagte, dass man weg muss von diesen Insellösungen, von diesem Denken, dass wir ganz alleine etwas Relevantes bewegen können, das ist glaube ich klar. Du hast ja auch an einem Workshop teilgenommen von der BVL zum Thema "Logistics for Future", wo sich Young Professionals um das Thema Nachhaltigkeit so ein bisschen ausgetauscht haben. Was ist denn da so der Blick von diesen anderen jungen Leuten aus der Logistik, die ja auch von Marktbegleitern kamen. Also du hast da ja schon ein bisschen einen Überblick bekommen, wie die gesamte Logistikbranche so ein bisschen auf das Thema schaut bzw. die nächste Generation der Entscheider auf das Ganze.
Fátima: Genau. Das war total interessant. Das war ein Workshop, der vor dem Logistik Kongress organisiert wurde und wir haben uns dann getroffen und diskutiert. Also wie du gesagt hast, die gesamte Logistikbranche. Also ich war jetzt von FIEGE und hab diesen Kontraktlogistikblick, aber da waren Vertreter und auch Studenten, also Logistikstudenten, also Leute von allen Seiten. Und es war total interessant diese drei Blicke dann zu haben, sozial, ökologisch und ökonomisch aus der Gesamtlogistik. Auf der einen Seite haben wir, und das war ganz interessant zu sehen, dass es in der Logistik super interessante Jobs gibt. Das ist wirklich so, wo du denkst das hat einen superguten Einfluss. Auf der anderen Seite ist es dann total schlecht angesiedelt in der Gesellschaft, in der Wahrnehmung, weil einer der erste und oft auch einzige Kontakt, den ganz viele haben, ist der zum Postboten. Und somit werden auch die Arbeitsbedingungen von den Postboten hinterfragt. Jetzt wo wir in einer Welt leben, wo ich am liebsten heute bestelle und am gleichen Abend mein Produkt haben will und sie dann natürlich überlegen: "Der arme Postbote. Der muss aber irgendwie viel machen." Das war halt der Bereich, um über diesen sozialen Aspekt nachzudenken. Der Job der LKW-Fahrer, der auch tatsächlich dann auch sehr hart sein kann. Und dann einfach beim Kongress zu sehen, wie wir das Ganze betrachten, also auch Sachen womit ich mich als Kontraktlogistiker halt nicht auseinandersetzen muss, dass aber täglich natürlich Teil von dem Ganzen ist und wir deswegen hier auch nochmal an die Partner denken müssen. Da war die Bestätigung auch aus dem ökologischen Teil, dass wir gesagt haben, also im sozial, ökologisch und ökonomisch wir die Logistikbranche zum einen definitiv im Bereich Nachhaltigkeit lenken sollen und zum anderen wenn wir das machen, das wird so einen riesigen Einfluss in so vielen Branchen haben und in so vielen Produkten, die wir täglich essen. Sei es die Banane, die auf dem Tisch ist oder das nächste Handy, was du in der Hand hast, da ist die Logistik dabei. Und wenn wir da anpacken, dann haben wir doch einen größeren Einfluss.
Jens: Ich finde es sehr, sehr interessant, dass sowohl bei der Beschreibung, die du intern abgegeben hast, als auch bei der Beschreibung, die du von dem Kongress gegeben hast. Das eigentlich das Kernelement, um Nachhaltigkeit anzugehen, egal welche der drei Säulen es ist, ist eigentlich Kommunikation und Austausch. Das ist wirklich der allererste Schritt. Doch der wichtigste Schritt, diese Kommunikation zu forcieren, diese Kommunikation auch durchzuführen und auch offen und ehrlich, sich in der Kommunikation diesbezüglich zu begegnen. Ist das für dich auch eine der absoluten Kernkompetenzen, die man braucht, wenn man sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt? Reden können, miteinander reden wollen? Zeichnet dich das aus?
Fátima: Wenn das eine von den Kriterien ist, dann erfülle ich es. Aber das braucht man auch im Business Development und das habe ich auch da gelernt. Aber ja, Kommunikation ist der Kern, damit alle Teilnehmer im Markt halt auch an neue Ideen denken, und auch das Thema hinterfragen. Und was ich auch total spannend finde ist, dass viel gefragt wird, wie "Hey warum ist es bei FIEGE denn so ein Thema, was sich quer durch die ganze Organisation zieht, mit Standorten, mit HR und warum liegt das in Marketing und Kommunikation?" Und das fand ich total total spannend, weil tatsächlich, wenn man strategisch denkt, das ist wirklich dann diese Kommunikationsabteilung, die die ganze Branche, die ganze Marke und die ganzen Werte von FIEGE nach außen und nach innen tragen kann. Und von daher, auch wenn meine Rolle sehr auf die Prozesse und auf den Mitarbeiter verknüpft ist: Es ist total wichtig, genau das zu kommunizieren und das am besten an allen Standorten an alle 19.000 Mitarbeiter von FIEGE zu bringen.
Julian: Du bist so was wie die FIEGE Botschafterin für das Thema Nachhaltigkeit.
Fátima: Ich hoffe, dass ich das irgendwann werde.
Jens: Aber das ist ja auch ein superwichtiges Thema, wenn du genau sagst, es gibt zwei Initiativen. Es gibt zwar diesen Leitfaden, diesen Denkansatz, der sich seit Jahrzehnten fortsetzt, aber wenn ich dann, sage ich mal, Mitte der 90er gekommen wäre und hätte mir gedacht: "Okay, ich möchte vielleicht etwas zum Thema Nachhaltigkeit bei FIEGE erfahren." Hätte ich wahrscheinlich keinen konkreten Ansprechpartner gehabt, um damit auch zu kommunizieren und das zu besprechen. Und da ist es ja super superwichtig, dass genau in diesem Bereich auch mit dieser Herangehensweise dann jemand da ist, mit dem man Ideen austauscht kann. Sei es jetzt intern, sei es jetzt extern und mit dem einen oder anderen bestehenden oder zukünftigen Kunden auch solche Themen dann vorantreiben kann, weil man dann merkt _ Okay, pass auf, für euch ist das Thema Nachhaltigkeit ein Thema, nicht nur ein Wort, sondern Thema. Für uns ist das ein Thema, nicht nur ein Wort. Lass das doch zum gemeinsamen Thema machen und einfach schauen, wie man gemeinsam etwas erarbeiten kann, wovon dann auch alle mehr oder weniger profitieren - Natürlich lieber mehr.
Fátima: Genau.
Julian: Die Nachhaltigkeitsstrategie, die du angesprochen hast, die gerade erarbeitet wird. Vielleicht kannst du da einen Ausblick geben. Bis wann wird die vielleicht fertig sein oder sogar auch erste Maßnahmen daraus in die Umsetzung gehen?
Fátima: Wir haben vor das bis Ende des Jahres fertig zu machen und dann direkt Anfang des Jahres mit den ersten Projekten, mit denen ersten Maßnahmen zu starten, sodass wir tatsächlich dann in den nächsten fünf Jahren auf jeden Fall die ersten Ergebnisse und Erfolge sehen können. Also wir planen jetzt in 2020 die Strategie bis 2025.
Julian: Es läuft ja jetzt schon ein bisschen parallel, dass es schon Projekte gibt, aber auch noch wahrscheinlich weiteren Maßnahmen, Projekte in Planung sind. Im Zuge der Entwicklung der Strategie ergeben sich daraus wahrscheinlich sowieso 1.000 Gedanken das zu machen.
Fátima: Ja, das ist glaube ich auch sowas wie eine FIEGE DNA. Das man wirklich direkt "Hands-on" anfängt und sofort Dinge macht. Warum lange warten, wenn wir das direkt starten können. Wir möchten nicht, jetzt wo sich so viele Mitarbeiter engagiert haben das Momentum verpassen. Deswegen fangen wir jetzt schon mit ein paar Projekte an. Aber wir arbeiten schon an strategischen Zielen. Wie ich bereits gesagt habe, haben wir gemerkt, dass in den letzten Jahren das Thema Nachhaltigkeit da war, aber es war nicht federführend bzw. nicht richtig koordiniert.
Julian: Was sind denn die größten Herausforderungen, denen du begegnest, wenn du das Thema jetzt so ein bisschen mal als kleine zentrale Einheit bearbeitest?
Fátima: Ja, unterschiedlich. Man muss sagen, es ist immer ein tolles Thema und man hat ganz viele Ideen auf einmal. Aber wenn wir konkreter werden sollen und dann gucken, wie groß ist der zeitliche Aufwand, nicht nur der finanzielle, dann schauen wir, wenn wir starten, was sind die tatsächlichen Prioritäten. Das zu schaffen, das wir, so wie ich das gesagt habe, dass Ökonomie und Ökologie sich nicht ausschließen. Das sehen auch nicht alle so. Also ein Großteil der Mitarbeiter schon. Sie denken "Ey, dann kann ich meine Kosten langfristig reduzieren oder bestimmte Sachen einsparen." Aber das ist, glaube ich nur ein Bestandteil. Es ist schwierig, aber auch schön. Schön, dass wir das Thema jetzt zentral haben. Schön, dass wir uns mit dem Thema intensiver beschäftigen bis zu "Lass uns das direkt irgendwie was machen.
Jens: Was würdest du dir denn wünschen für deinen Bereich? Wenn du sagst, du bist jetzt sozusagen gerade dabei, alles zu konsolidieren, um das Momentum nicht zu verlieren. Es gibt ein paar Leuchtturmprojekte, die prädestiniert sind, die durchzuziehen und gleichzeitig gibt es eine Strategie. Wäre da der nächste logische Schritt für dich, den du dir wünschen würdest, dass man sowohl ein strategisches Nachhaltigkeitsteam, taktisches Nachhaltigkeitsteam und operatives Nachhaltigkeitsteam hat oder was wären so Ausblicke, was wären für dich die nächsten Schritte für diese ganze Position oder auch für diese ganze Thematik bei uns?
Fátima: Ja klar, um das Thema größer aufzubauen, auch operativ dann klar. Wobei das natürlich ein Mindset Thema ist. Wenn wir ein neues Projekt machen, egal von welcher Business Unit, das wir tatsächlich als Kriterium Nachhaltigkeit haben. Ich glaube, dass es ist momentan unbewusst bei vielen Sachen da. Also ich finde gerade das FIEGE hat das Thema Lean Management ganz groß. Wir haben eine komplette Abteilung und in vielen von den Standorten, fast allen, gibt es einen Leanmanager. Allein dieser Ansatz ist schon nachhaltig, weil wir uns damit beschäftigen Verschwendungen zu minimieren, Zeiten zu optimieren. Also ist das Ganze Leanmanagement Konzept schon sehr nachhaltig. Und wenn wir das noch ergänzen und das es bewusster wird, dass es nachhaltig ist. Es wäre mein Wunsch, wenn die Leute sagen, was ist FIEGE? FIEGE ist Familienunternehmen. FIEGE ist hands-on. FIEGE arbeitet für den Kunden. FIEGE ist nachhaltig. Wenn das also die die ersten Antworten sind, wenn jemanden nach FIEGE fragt, das wäre mein Wunsch!
Jens: Finde ich gut, dann hast du ja noch sehr große Ziele. Ja, denn du sagst es ja genau richtig. Warum eigentlich so krass in bestimmte Bereiche teilen, wenn der eine den anderen Bereich eigentlich bedingt. Das ist absolut richtig. Ein sehr, sehr guter Denkanstoß, auf den ich gar nicht selber so gekommen wäre. Finde ich super interessant. Gerade auch das Thema, dass Nachhaltigkeit in gewissen Ausprägungen, das gibt es ja auch nicht nur im prozessseitigen Denken. Nehmen wir mal einfach das Engineering. Wenn man Logistikanlagen, Systeme produziert, baut etwas das sehr energiesparend arbeitet aufgrund von Ladetechnik aufgrund von gewissen Wegereduzierungen usw. ist per se nachhaltig, ohne dass man das aber außer jetzt im Unterbewusstsein wirklich dann draufhat. Es ist ein sehr guter Ansatz aufzuzeigen, was eigentlich schon vorhanden ist und das man es nicht unbedingt namentlich trennen muss.
Fátima: Genau.
Jens: Finde ich super interessant. Vielleicht hast du ja demnächst auch mal ein konkretes Beispiel für uns und kommst nochmal vorbei. Und dann werden wir mal über ein konkretes Projekt reden, vielleicht auch mal mit einem konkreten Anwendungsfall in einem unserer Bereiche. Hättest du da Lust drauf?
Fátima: Ja, das hat auf jeden Fall Spaß gemacht und da hätte ich Lust drauf.
Julian: Super.
Jens: Cool.
Julian: Ja, dann halten wir das direkt fest. Vielen Dank Fátima und dann hören wir uns demnächst wieder. Bis zum nächsten Mal.
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